Radfahren soll man in
Dortmund nur bei gutem Wetter. Das jedenfalls legen Aussagen eines
Stadtsprechers nahe. Der Mann ist nicht im Bilde, kritisiert der VCD.
„Es sei vernünftiger, das Fahrrad im Winter stehen zu lassen
und als umweltbewusster Verkehrsteilnehmer Bus oder Bahn zu nutzen." Mit diesen
Worten wird Stadtsprecher Thomas Kampmann (in indirekter Rede) in den
Montagsausgaben der Dortmunder Tageszeitungen zitiert. Anlass war die Kritik
einer Radfahrerin daran, dass der Fuß- und Radwegeabschnitt der
Schnettkerbrücke bei Schnee und Eis (häufig) nicht gestreut würde.
Die Stadt Dortmund, für die der Sprecher spricht, ist vor
einigen Jahren der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden
und Kreise in NRW beigetreten. Und hat, politisch so gewollt, ganz offiziell
das Ziel, dass 15 Prozent aller Wege in der Stadt mit dem Rad zurückgelegt
werden. Daran müsse man den Stadtsprecher offenbar erinnern, meint der
VCD-Kreisverband Dortmund-Unna. Denn „das Ziel ist nicht nur mit
Schönwetterradlern zu erreichen", betont der VCD-Vorsitzende Lorenz Redicker.
„Immer mehr Dortmunder sind Alltagsradler", weiß Redicker, „fahren mit dem Rad
zur Arbeit, zur Uni, zur Schule oder aber zum Sport - und das täglich oder fast
täglich". Der Tipp des Stadtsprechers gehe also an der Realität vorbei.
Allerdings nicht nur an der Realität der Radfahrer - auch an der Realität in
Stadtverwaltung und Stadtpolitik. „Zum Glück gibt es längst vielfältige
Bemühungen in der Stadt, das Radfahren in Dortmund zu erleichtern". Der VCD
halte nicht immer für ausreichend, was die Stadt in Sachen Radverkehr tue - das
gelte besonders für den Winterdienst, da zeigten andere Städte viel besser, was
möglich ist - Fortschritte seien aber unverkennbar. Vor dem Hintergrund der
städtischen Radverkehrspolitik seien die Äußerungen aus der Pressestelle der
Stadt schlicht absurd. Der Sprecher sollte sich im Planungs- und Tiefbauamt auf
den Stand der Dinge bringen lassen, empfiehlt deshalb Redicker.
Im Übrigen verweist der VCD darauf, dass die
Schnettkerbrücke auch von Fußgängern benutzt werde - und die habe der
Stadtsprecher offenbar gar nicht im Blick, wenn er seine Ansicht begründet,
warum an dieser Stelle kein Winterdienst notwendig sei.
Das Fahrrad ist aus Sicht des VCD ein
Ganzjahres-Verkehrsmittel. Nicht für alle, aber doch für viele Dortmunder. Wie
es ja auch das Auto oder Busse und Bahnen sind. „Natürlich ist es bei Schnee
und Eis geboten, sich vorsichtig fortzubewegen", räumt Redicker ein - „aber das
gilt für Radfahrer genauso wie für Autofahrer, Bus- und Bahnbenutzer und
Fußgänger".
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