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Stadtfairkehr Nr. 25 - Frühjahr 2008 - Seite 2

Warten auf die Bahn

Am Hauptbahnhof geht es nicht weiter. Die Börsenbahn hat offenbar anderes im Sinn als eine Sanierung in Dortmund

Vor einem Jahr, am 28. Februar 2007, ist das 3do-Projekt des portugiesischen Investors Sonae Sierra  von der Deutschen Bahn ganz offiziell zu Grabe getragen worden und somit endgültig gescheitert.

Bis dahin durften die Dortmunder wenigstens noch hoffen: Auf einen neuen Hauptbahnhof. Zwar nur als Abfallprodukt einer überdimensionierten Einkaufs- und Erlebniswelt über den Schienen, aber im Ergebnis wäre eben auch ein neuer Bahnhof entstanden. Mit all den Dingen, die derzeit fehlen: Einem zeitgemäßen, der Bedeutung des Bahnknotens Dortmund angemessenem Bahnhofsgebäude, das Reisenden mehr Komfort, mehr Platz und mehr Service bietet, funktionierenden (!) Rolltreppen und Fahrstühlen zu allen Bahnsteigen, der besseren Anbindung der Stadtbahn-Station, der Brücke zur Nordstadt, einer richtigen Radstation, angebunden an eine Nord-Süd-Bahnhofs-Unterquerung für Radfahrer - und und und.
Vorbei. Jetzt bleibt nicht einmal die Hoffnung. Jetzt heißt es warten.
Warten auf die Deutsche Bahn.
Die Aktiengesellschaft in Staatsbesitz aber hat offensichtlich anderes  im Sinn als die Sanierung eines ihrer wichtigsten Knotenpunkte (Nummer 2 in NRW) mit 125.000 Reisenden täglich. Wie ist es zu erklären, dass die Bahn weiterhin zugesagte Fördermittel von Bund und Land NRW in Höhe von 130 Millionen Euro links liegen lässt? Viel mehr als die angepeilte Gesamtinvestition für den Hauptbahnhof Dortmund in Höhe von 145 Millionen Euro hat die Bahn bislang öffentlich nicht von sich geben wollen. Im August 2007 wurden dem Stadtdirektor und Planungsdezernenten Ullrich Sierau erste Planungen vorgestellt - die nicht ansatzweise den Vorstellungen der Stadt entsprachen. Die schickte der Bahn einen Anforderungskatalog - nach 10 Jahren Verhandlungen über Ufo und 3do! Seitdem herrscht wieder Schweigen.
Die Vorgänge sind bemerkenswert: Erstens weiß DB Station & Service zwar, was ein neuer Bahnhof in Dortmund kosten würde und dürfte, aber nicht, wie der denn aussehen soll. Zweitens käme die DB für Dortmund auf die erstaunliche Förderquote von knapp 90 Prozent.  Auch wenn nach offizieller DB-Sprachregelung  sich angeblich in Dortmund nicht mehr als 15 Millionen Euro Eigeninvestition rechnen - diese Förderquote erscheint den Herren Mehdorn & Co offenbar doch so unverschämt (und rechtswidrig!) hoch, dass sie diese lieber im 350 Millionen Euro teuren „Bahnhofspaket NRW” (mit Essen, Duisburg, Münster, Wuppertal) versteckt haben. Wegen der Dortmunder Zahlen liegt selbst dessen Förderquote mit 80 Prozent (280 Millionen) außerhalb des üblichen Rahmens; der Zuschuss wurde nur mit großem Druck auf den Haushaltsausschuss und dem bettelndem Hinweis auf die Kulturhauptstadt 2010 erkämpft. Aber nur in Essen gibt es bislang einen Bautermin - möglicherweise, weil maßgebliche Amtsträger (etwa Landesverkehrsminister Wittke) die Kulturhauptstadt allein dort verortet hatten.
Am liebsten gar nichts

Weiterhin wird immer deutlicher, dass die hoch verschuldete DB-Sparte Station & Service am liebsten gar kein Geld mehr ausgeben würde - jedenfalls nicht bis zum Börsengang, nicht in Dortmund. So ist die geplante Verlegung des S-Bahn-Halts in Kruckel laut Westfälischer Rundschau gescheitert am DB-Eigenanteil von knapp 200.000 Euro - bei 2,2 Millionen Euro Landesförderung. Auch Aufzüge in Oespel und Kley werden nicht gebaut - wegen 200.000 Euro Eigenanteils der Bahn - bei 1,5 Mio. Förderung. Die Verlagerung des Bahn-Haltepunkts in Aplerbeck hat erst gar keine Realisierungschance.
Eine Ausnahme ist Hörde: Der denkmalgeschützte, aber heruntergekommene Bahnhof soll 2009 abgerissen und neu gebaut werden. Die Sanierung war über Jahre hin aufgeschoben worden.
Für das Verhalten der Bahn bleibt dennoch nur: Unverständnis. Und Verärgerung. Geld gibt der Staatskonzern offenbar nur, wenn eigene Ausgaben massiv anderweitig kompensiert werden - wie beim Prestigeprojekt Stuttgart21. Die baden-württembergische Landesregierung hat sich den neuen Tiefbahnhof (2,8 Milliarden Euro Gesamtkosten) mit außerplanmäßigen Zuschüssen für die ICE-Neubaustrecke nach Ulm (fast 1 Mrd. Euro) und der langfristigen Vergabe des Süd-West-Nahverkehrs an DB Regio erkauft. Die Interessen der Bahnfahrer, der Kunden also, spielen in solchen Szenarien keine Rolle.  Auch die Kommunen sind außen vor. Der Bahnhof als Visitenkarte einer Stadt? Das war einmal. Der Möchtegern-Börsenbahn geht es derzeit nur um den schnellen Gewinn.        Lorenz Redicker

Stand: 30.11.-0001
     

   
 
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