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Stadtfairkehr Nr. 26 - Frühjahr 2009 - Seite 6

Langes Warten auf den RRX

Vorplanungen für den Rhein-Ruhr-Express laufen - Betrieb erst nach 2015 / Zweispurig nach Münster?

Der Rhein-Ruhr-Express (RRX) wird seit Jahren als das Kernstück des Ausbaus des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) im Rhein-Ruhr-Raum propagiert. Nach einem  Gutachten des Bundes soll der Verkehr auf der Kernachse Dortmund – Essen – Duisburg – Düsseldorf – Köln verbessert werden. Hierzu muss die Schieneninfrastruktur auf der Achse ausgebaut werden. Wie ist der Sachstand heute?

Im November wurde die Vorplanung für den Ausbau des Abschnitts Köln – Duisburg im Verkehrsausschuss des Landtags vorgestellt, die Planung für den Restabschnitt Duisburg – Dortmund soll im Frühjahr folgen. Schwerpunkt im ersten Abschnitt ist die Vervollständigung des sechsgleisigen Ausbaus zwischen Düsseldorf Hbf und Duisburg Hbf, um hier den RRX unabhängig vom Fernverkehr betreiben zu können. Im zweiten Abschnitt ist neben punktuellen Maßnahmen in Essen und Bochum der Ausbau im Bereich des Dortmunder Hauptbahnhofs vorgesehen.
Vor allem muss im Ostkopf die Ausfädelung der Strecke Richtung Lünen niveaufrei erfolgen. Heute muss bei Zügen von Bochum/Hagen Richtung Münster immer das Hauptgleis Hamm – Dortmund gekreuzt werden und wird dabei Minuten lang gesperrt. Ein Ausbau der Verbindung Dortmund – Hamm auf vier Gleise, wie von der Region erhofft, findet zunächst einmal nicht statt, war aber auch im RRX-Gutachten nicht vorgesehen.
Hingegen war als Vorbedingung für das RRX-Netz mit einer neuen Linie über Lünen nach Münster der Ausbau der Strecke Lünen – Münster auf zwei Gleise vorausgesetzt. Dieses Projekt steht zwar seit einem Vierteljahrhundert im Bundesverkehrswegeplan, ist aber erst jetzt einen kleinen Schritt vorangekommen: In dem euphorisch als Masterplan Schiene NRW bezeichneten Vertragswerk, das im Dezember von DB, Bund und Bahn unterzeichnet wurde, ist auch die Absichtserklärung enthalten, dass das Land demnächst eine Planungsvereinbarung mit der DB trifft, wodurch die Kosten der Vorplanung vom Land vorfinanziert und später beim Bau rückerstattet werden.
Ein anderer Vertragspunkt sieht eine zweite Planungsvereinbarung vor, nach der die weiteren Planungskosten für den RRX bis hin zur Fertigstellung von Planfeststellungsunterlagen vom Bund vorfinanziert werden. Am Rande wurde der bisher immer genannte Termin 2015 für die Betriebsaufnahme relativiert: Jetzt spricht die Politik von der zweiten Hälfte des nächsten Jahrzehnts.
In all den Planungen fehlt bislang ein Hinweis, wie die Mehrkosten des RRX-Betriebs finanziert werden können. Eine Einsparung im SPNV-Angebot an anderer Stelle, von der Einstellung der durch den RRX ersetzten bisherigen RE-Linien abgesehen, kommt dafür nicht in Frage.
Neue Bewegung in den Betrieb auf der Hauptachse ist durch ein Eckpunktepapier zwischen VRR, DB und Land gekommen, das nach der Niederlage des VRR im Streit mit DB Regio vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen unterzeichnet wurde. Hierin ist u. a. ein optimiertes RE-Netz vorgesehen, nach dem der RE 2 von Münster nach Düsseldorf und im Gegenzug der RE 11 stündlich von Hamm über Duisburg und Krefeld nach Mönchengladbach geführt werden soll. Zur Sicherstellung der Relation Paderborn – Düsseldorf soll der RE 1 zweistündlich bis Paderborn verlängert werden. Insgesamt würde dadurch zwischen Hamm und Duisburg und zwischen Essen und Düsseldorf jeweils ein angenäherter 20-Minuten-Takt erzielt und wichtige neue Direktverbindungen wie aus dem Vestischen nach Düsseldorf und vom linken Niederrhein ins östliche Ruhrgebiet geschaffen.
Gutachter setzen allein
auf Dortmund–Köln

Damit kommt dieses Netz den Vorstellungen von VCD und Pro Bahn für ein optimiertes RRX-Netz schon deutlich näher als die Pläne der Gutachter, die alleine auf viertelstündliche Durchbindungen Dortmund – Köln setzen und die seitlichen Zulaufstrecken vernachlässigen. Problematisch ist, dass für dieses Fahrplankonzept die Mitte-Deutschland-Verbindung Rhein/Ruhr – Kassel – Thüringen/Sachsen zumindest westlich von Hamm entfallen müsste und alleine im VRR zusätzlich 770.000 Zugkilometer für die Taktverdichtung des RE 11 und für Fahrplanausweitungen im Abend- und Wochenendverkehr zu bestellen wären, weitere Kosten fielen im benachbarten NWL (Nahverkehr Westfalen-Lippe)  an. Die Verhandlungen darüber werden weitergeführt und wohl kaum wie vom Land propagiert bis Ende März abgeschlossen.
Lothar Ebbers (Pro Bahn)

Stand: 24.04.2009
     

   
 
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