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Stadtfairkehr Nr. 26 - Frühjahr 2009 - Seite 3

Kein Konzept in Schwerte

Und plötzlich ist sie da - die B 236n. Die Politik in Schwerte hat lange den Kopf in den Sand gesteckt.

Was die Schwerter Politik lange nicht wahrhaben wollte: der Berghofer Tunnel ist fertig. Damit ist diese Quasi-Autobahn nicht länger ein nur theoretisches Problem.

Die Geschichte dieser Straße geht auf Uraltpläne der Ruhrgebietsregionalplanung der 20er Jahre zurück. Seinerzeit wurden für das gesamte Ruhrgebiet Nord-Süd- und Ost-West-Trassen planerisch festgelegt, die in der Tat das heutige Schnellstraßennetz zu einem großen Teil bestimmen. Zu diesen Straßen gehört auch die seinerzeit mit „NS-10“ bezeichnete Straße östlich der Dortmunder Innenstadt, die die bestehende westfälische Provinzialstraße auf ihrem Weg aus dem südlichen Münsterland zum heutigen nördlichen Märkischen Kreis ersetzen sollte.
In den 60er Jahren dann wurde in der damaligen Autobahn-Euphorie aus dieser noch konzeptionellen regionalen Straßenplanung eine konkrete vierspurige und kreuzungsfreie Autobahn, die geplante A 441 als Verbindung von der A 2 im Norden zur A 1 im Süden. In Schwerte sollte diese mit einem Autobahnkreuz auf der Schwerter Heide an die A 1 angebunden werden.
Aber so einfach, wie es sich die Autobahnbauer einst dachten, ging es nicht. Im Dortmunder Osten, insbesondere in Wambel, regte sich Widerstand gegen die Zerschneidung und Verlärmung der Ortslagen und auch die Schwerter waren gegen ein Autobahnkreuz auf der Heide.
Zauberwort Tunnel

Allerdings kam der Straßenbau dadurch nicht grundsätzlich zum Erliegen, es ging nur einfach wesentlich langsamer vonstatten. Auch war bald keine Rede mehr von Autobahn, nur noch eine un-verfänglicher klingende Bundesstraße sollte entstehen. Tatsächlich aber blieb der Ausbauquerschnitt im Prinzip unverändert, das Zauberwort hieß „Tunnel“; erst gab´s für Wambel einen und im weiteren Verlauf dann auch noch einen für Berghofen. In beiden Stadtteilen, die fraglos von erheblichem Durchgangs- und Schwerlastverkehr betroffen waren, wurde so das Verkehrsproblem in den Untergrund verlegt, getreu dem Sprichwort: aus den Augen, aus dem Sinn.
Fürs Dortmunder Stadtgebiet mag mit den beiden Tunnelbauten das Verkehrsproblem vielleicht wirklich erledigt sein, an den beiden Endpunkten aber muss(te) die lokale Politik eine Antwort finden.
Die Lünener Politik am Nordende hat sich vor rund 10 Jahren intensiv mit dem Thema befasst und gutachterlich klären lassen, ob eine Fortführung der B 236n Richtung Selm als westliche Umfahrung der Innenstadt mit einer neuen Lippeauen-Querung ein geeignetes Konzept für die Stadt sein könnte. Aufgrund der massiven ökologischen Beeinträchtigung der Lippe-Aue aber sind diese Überlegungen letztlich verworfen worden, stattdessen ist im Wesentlichen die vorhandene Einmündung in die B 54 hinreichend ertüchtigt worden.
Wenig erfreuliche Planung

Die Schwerter Politik aber am Südende hat lange nicht ernsthaft geglaubt, dass der Berghofener Tunnel wirklich Realität werden könnte. Mehr oder weniger stillschweigend ist man davon ausgegangen, dass in Schüren wohl Schluss sein würde mit dem B-236-Neubau und die Ortsdurchfahrt Berghofen ein hinreichender Schutz vor der gefürchteten Verkehrslawine bliebe. Nun aber ist der Tunnel eröffnet und der für den Weiterbau verantwortliche Landesbetrieb Straßen NRW hat eine wenig erfreuliche Anschlussplanung vorgelegt: natürlich vierspurig, zwar nicht kreuzungsfrei, dafür aber mit bis zu sieben Meter hohen Lärmschutzwänden. Das Zauberwort „Tunnel“ funktioniert in Schwerte nämlich leider nicht.
Deshalb hat man vor gut fünf Jahren dann doch gutachterlich begleitet in verschiedenen Workshops versucht, für die Stadtdurchfahrt (Hörder Straße/Bethunéstraße) eine gestalterische und funktionale Zielperspektive zu entwickeln. Viel Grün und beidseitig Radwege sollte es geben und der Durchgangsverkehr solle doch bitte die Autobahnen (A 1 und A 45) nutzen. Unterschlagen aber hat man, dass von den ca. 20.000 Kfz auf der Ortsdurchfahrt nur ca. knapp 20 Prozent tatsächlich Durchgangsverkehre sind, über 80 Prozent sind Binnen-, Quell- oder Zielverkehr, mithin ein überwiegend hausgemachtes Problem. Zur Lösung dieses Themas schweigt man sich beharrlich aus.
Stattdessen hat man in der Innenstadt die Parkgebühren abgeschafft und so einen weiteren Anreiz für den Binnen-Autoverkehr geschaffen – aber das eine hat mit dem anderen ja gar nichts zu tun.
Albrecht Buscher

Stand: 23.04.2009
     

   
 
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