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    Kreis Unna > Schwerte

Gewinner im Norden, Verlierer im Süden

Neues Busnetz Schwerte: Ein richtiger Schritt, aber das Grundproblem bleibt

   Seit 10. Januar ist es nun in Betrieb, das neue Busnetz in Schwerte. Anstelle der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) ist die Verkehrsgesellschaft Kreis Unna (VKU) verantwortlich für große Teile des Busverkehrs in der Ruhrstadt.

   Ausgelöst worden ist dieser Betreiberwechsel aus finanziellen Gründen. Weil der Märkische Kreis als MVG-Eigentümer nicht länger für das in Schwerte (Kreis Unna) eingefahrene Defizit von ca. 300.000 Euro aufkommen wollte, entschied der Kreistag in Unna, wenn er nun schon zahlen muss, diese Summe lieber in das eigene Unternehmen zu stecken.
   Die VKU hat den Betreiberwechsel genutzt und das Angebot in den bisher von der MVG bedienten Stadtteilen Holzen, nördliche Innenstadt, Schwerter Heide, Schwerte-Ost, Villigst und Ergste neu strukturiert – mit zum Teil deutlichen Veränderungen. Unberührt vom Betreiberwechsel – und damit von allen Änderungen – sind die Linien nach Westhofen/Hagen, DO-Hörde, DO-Lichtendorf und Geisecke /Iserlohn, da sie vom Busverkehr Rheinland (BVR), den Dortmunder Stadtwerken (DSW) bzw. der Busverkehr Ruhr-Sieg (BRS) betrieben werden.
   Für eine abschließende Beurteilung ist es noch zu früh; daher soll anhand einer Beschreibung der Neuerungen für die einzelnen Stadtteile jeweils nur eine erste Einschätzung gegeben werden.
Für Holzen ist im Grundsatz alles beim Alten geblieben. Aus der MVG-Linie 31 ist die VKU-Linie C-31 geworden, die wie bisher im Halbstundentakt auf nahezu der gleichen Strecke verkehrt, nunmehr aber nur noch bis zur Stadtmitte. Durch die Verschiebung der Abfahrtzeit um 10 Minuten ergeben sich günstige Umsteigezeiten am Bahnhof zu den Zügen nach Dortmund. Abgeschafft worden ist die durchgehende Verbindung nach Ergste und Letmathe, stattdessen fahren die Busse über Schwerte-Ost bis zur östlichen Schwerter Heide; inwieweit dies günstiger ist, bleibt abzuwarten. Nicht abgewartet werden sollte aber mit der Wiedereinführung der Preisstufe 1 auch von DO-Holzen zur Stadtmitte Schwerte.
   Günstiger ist es für den Bereich Westhellweg/DO-Sommerberg geworden. Anstelle der selten fahrenden Linie 8 bietet die neue Taxibus-Linie T-39 für die Anwohner erstmalig einen ÖPNV-Anschluss im Stundentakt, allerdings nur auf Bestellung spätestens 30 Minuten vor Abfahrt.
   Für die Bewohner der Heide ist eine gravierende Änderung erfolgt. Während die östliche Heide durch zwei neue Haltestellen mit der Linie C-31 jetzt besser bedient wird, sieht es auf der westlichen Heide (Bereich Alter Dortmunder Weg) schlecht aus. Durch den Wegfall der Ringlinie 9, die stündlich über die Heidestraße in die Stadt fuhr, sind die dortigen Anwohner jetzt allein auf die Linie 430 angewiesen und müssen auf dem Weg zur Haltestelle nun die Hörder Straße überqueren – keine gute Lösung, vor allem wenn man an den anstehenden autobahnähnlichen Ausbau der Hörder Straße (B 236n) denkt.
   Schwerte-Ost und die Kreinberg-Siedlung bleiben auch mit der neuen C-31 gut angebunden. Durch die wochentags eingeschobenen Kleinbusfahrten ab Bahnhof bleiben auch die günstigen Übergänge von der Bahn aus Dortmund – wichtig für alle Pendler. Zu den Gewinnern zählen auch die Anwohner entlang der neuen kleineren Ringlinie C-33 (Graf-Adolf-Straße, Bergische Straße, Regenbogenstraße). Diese Linie fährt nun stündlich in beiden Richtungen - auch am Samstagnachmittag und am Sonntag.

Umwege und Umstiege

   Die Verlierer wohnen ganz offensichtlich im Süden, genauer gesagt in großen Teilen von Ergste. Durch die neu gestrickte und im Halbstundentakt fahrende Linie C-32, die nun von der Stadtmitte über Villigst, Ergste-Bf. nach Ergste, Am Wietloh verkehrt, werden die bisherige Linie 31 Schwerte – Ergste – Letmathe und die Ringlinie 129 Schwerte – Villigst – Schwerte zu nur noch einer Linie zusammengefasst. Den Anschluss nach Letmathe bietet nun die einzig verbliebene MVG-Linie 5 Ergste – Letmathe.
   Zwar erhalten die Villigster durch den neuen Linienweg erstmalig eine Verbindung nach Ergste, aber umgekehrt haben nun alle Ergster durch den Umweg über Villigst eine um die Hälfte längere Fahrzeit (19 statt 13 Minuten), und die Strecke ist zudem deutlich kurvenreicher. Auch die Anbindung an den Ergster Bahnhof bleibt Unsinn, da 15 Minuten Wartezeit in Richtung Dortmund indiskutabel sind und in Richtung Iserlohn der Zug um 5 Minuten verpasst wird. Da hilft es wenig, wenn jetzt die Wohngebiete Sauerfeld und Wietloh halbstündlich angebunden werden.
   Noch ärger trifft es das Wohngebiet Am Knapp/Bürenbrucher Weg. Zwar bietet der neue Taxibuslinie T-38 nun eine stündliche Anbindung, aber nur mit Vorbestellung und auch nur bis zum Ergster Bahnhof, dort ist Umsteigen in die C-32 angesagt – bei maximal 3 Minuten Fahrzeit wenig hilfreich. Umsteigen müssen auch alle Bewohner der Streusiedlungen Steinberg, Bürenbruch, Reingsen, Hiddemann und Michaelisweg, da die direkten Verbindungen zur Stadtmitte am Ergster Bahnhof bzw. an der Kirchstraße gebrochen worden sind. Der ganze Bereich Unterdorfstraße ist zudem außen vor geblieben.
   Wie sind die Änderungen zu bewerten? Sind die Neuerungen ein Gewinn für die Fahrgäste? Sieht man von wohl unvermeidlichen Startschwierigkeiten ab, ergibt sich ein gemischtes Bild. Das Grundproblem des Schwerter ÖPNV ist geblieben: die Vielzahl der Verantwortlichen; fünf Buslinienbetreiber mit diversen Subunternehmern und die Deutsche Bahn im Schienenverkehr. Bis zum ÖPNV aus einem Guss ist es noch ein langer Weg. Dennoch, der Einstieg der VKU könnte ein wichtiger und richtiger Schritt auf diesem Wege sein. Während nördlich der Ruhr – bis auf die westliche Heide – die Umstrukturierung durch die VKU einen insgesamt positiven ersten Eindruck hinterlässt, sollte für die Bereiche südlich der Ruhr noch einmal nachgedacht werden.
   Zweifelsohne die markanteste Neuerung im Netz insgesamt ist die Einführung des bedarfsgesteuerten Angebots Taxibus. Ganztägig gilt diese Bedienungsform auf den Linien T-38 Ergste – Reingsen und T-39 Stadtmitte – Sommerberg und darüber hinaus auch auf den C-Linien abends nach 20 Uhr. Weil die als Taxibus gekennzeichneten Fahrten im Fahrplan nur dann – in der Regel mit einem Taxi – durchgeführt werden, wenn spätestens 30 Minuten zuvor eine telefonische Bestellung erfolgt ist, sind die Zeiten der leeren Geisterbusse vorbei, aber auch das spontane Loslaufen zur Haltestelle. Ob und inwieweit diese Angebote genutzt werden, muss die Zukunft zeigen.
   Wichtig hierbei wäre in jedem Fall, dass auch BRS und MVG ihre Anruf-Linien-Fahrten genannten bedarfsgesteuerten Fahrten über die gleiche Telefon-Nummer und ebenfalls mit maximal 30 Minuten Vorlauf bestellt werden können (jetzt 60 Minuten) – zurzeit sind drei verschiedene Telefonnummern vonnöten. Womit wir wieder beim Grundproblem des Schwerter ÖPNV wären.
Albrecht Buscher, 023 04 / 77 65 77

 

Stand: 30.11.-0001
     

   
 
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