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Fluglärm vernichtet 1,2 Milliarden Euro

Bericht der Westfälischen Rundschau vom 19.7.2008

Dortmund, 18.07.2008, Von Gregor Beushausen
Welche Folgen hat ein Flughafenausbau für die Schollen der Häuslebauer? Ihr Wert wird weniger stark steigen, sagt der vom Flughafen beauftragte Gutachter voraus. ...

Frank Wilke: "Die Politiker müssen bedenken, dass ein Flughafenausbau das private Vermögen der Bürger entwertet."

... Falsch, hält der Dortmunder Frank Wilke, ehedem Professor an der Hochschule Neubrandenburg, dagegen. Der Wert der Grundstücke und Immobilien werde sinken. Um die astronomische Summe von 1,2 Milliarden Euro. Der Fasanenweg in Berghofen. Eine schmucke Reihenhaussiedlung mit gepflegten Vorgärten und Fußwegen wie geleckt, von keiner Zigarettenkippe und keinem Kaugummipapier bedeckt. Nichts, so scheint es, könnte das Vorstadtidyll trüben. Es sei denn, Prof. Dipl.-Ing. Frank Wilke, Hausnummer 65, sitzt morgens mal wieder aufrecht im Bett, weil einer dieser Jets übers Haus düst.

Berghofen liegt wie andere Ortsteile in der Einflugschneise. Viele, die hier wohnen, fühlen sich doppelt bestraft: vom Fluglärm und vom Werteverfall ihrer Immobilien und Grundstücke.

Wilke ("Ich habe das Haus 1980 gekauft") legt Din-A4-Blätter auf den Wohnzimmertisch, Kolonnen von Zahlen, in Reih und Glied geordnet. Überschrift. "Immobilienwertverluste durch Fluglärm in Dortmund." Wilke hat gerechnet. Es ist keine Wolkenschieberei, die der frühere Leiter des Planungsamtes in Bergkamen und ehedem Professor an der Hochschule in Neubrandenburg veranstaltet hat. Sein Datenfundament zu Grundstücken, Wohnhäusern und Grundstückswerten ist bodenständig, Wilke zieht es aus Flughafen-Gutachten, aus statistischen Daten der Stadt und aus Gutachterausschüssen. Ergebnis: Rund 160 000 Dortmunder, mithin fast ein Viertel der Einwohner, seien von sinkenden Grundstücks- und Immobilienwerten gebeutelt. Die größten Verluste (15 Prozent) trügen die Häuslebauer in Wickede, Aplerbeck, Sölde und auf der Stadtkrone Ost. Einen Wertverfall von 10 Prozent errechnet er für den Immobilien- und Grundstücksbestand in Hörde, der Gartenstadt, Wambel und Asseln (u.a.). Dagegen schneiden Lücklemberg, Wellinghofen und Hacheney mit einem Minus von 5 Prozent fast noch glimpflich ab. Aber unter dem dicken Strich, den Wilke zieht, steht ein Minus von sage und schreibe 1,2 Milliarden Euro. "Da wird in großem Umfang Privatvermögen vernichtet", sagt er und schafft es, gelassen zu bleiben. Er fordert die Verantwortlichen eindringlich, aber in aller Höflichkeit auf, "die enteig-nungsgleichen Eingriffe in das Privatvermögen bei allem Für und Wider exakt abzuwägen." Und wenn's die Entscheidungsträger nicht tun, weiß Planungsexperte Wilke, "werden es Gerichte machen." Ab und zu steht Wilke auf der Aussichtsplattform am Rande der Baugrube Phoenix-See. Würdest du hier ein Grundstück kaufen?, geht ihm dann durch den Kopf - verbunden mit ernstem Zweifel, ob sich wirklich 300 Euro/qm erzielen ließen. Wilke formuliert vorsichtig: Ein Bürgerentscheid in Sachen Flughafen? "Das könnte ich als Armutszeugnis der Politik bezeichnen." Er selbst, sagt er, fliege nie ab Dortmund. "Weil ich kein Frequenzbringer sein will." Es ist ein trüber Tag. Regen fällt auf die Reihenhäuser am Fasanenweg.

Stand: 19.12.2011
     

   
 
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